Dies sind die drei Grundpfeiler eines jeden Brazilian Jiu-Jitsu – oder Gracie Jiu-Jitsu – Schülers bei uns, den VACIRCA BROTHERS. Mit über 25 Jahren Unterrichtserfahrung sind diese Prinzipien längst ein fester Bestandteil jedes Trainings geworden.

In meiner aktiven und intensiven Zeit als Trainer in Zürich – Seite an Seite mit meinem Bruder Franco – haben wir diese Werte Tag für Tag gelebt und weitergegeben.

Doch Jiu-Jitsu endet nicht auf der Matte. Im Leben gibt es Phasen, in denen wir uns fragen, warum etwas nicht so läuft, wie wir es uns wünschen. Manchmal scheint es, als hätte sich das Schicksal gegen uns verschworen.

Die entscheidende Frage lautet: Was machst du daraus?

Im Training wie im Leben gilt:

  • Du kannst dich vom Druck brechen lassen – oder daran wachsen.
  • Du kannst im Moment verharren – oder die Initiative ergreifen.
  • Du kannst aufgeben – oder kämpfen und für die einstehen.

Jiu-Jitsu lehrt uns: Jeder Rückschlag ist nur eine Einladung, stärker zurückzukommen.

«Egal, was ich tue, ich werde das Gefühl nicht los, dass es nichts bringt!» oder «Ich engagiere mich und doch bringt alles nichts!» oder «Egal, was ich anpacke, es scheint nicht so zu funktionieren, wie ich es geplant hatte, alles und jeder stellt sich gegen mich?»

Unsere bisherigen Lebenserfahrungen haben uns geformt. Sie haben Spuren hinterlassen – manche wie feine Linien, andere wie tiefe Narben. Manche tragen wir mit Stolz, andere lieber im Verborgenen. Im Laufe unseres Lebens treffen wir Entscheidungen – bewusst oder unbewusst – und finden uns dadurch in Situationen wieder, die angenehm oder schmerzhaft sein können.

Wer den Mut hat, einen Schritt zurückzutreten und aus der Metaebene auf das eigene Leben zu blicken, erkennt etwas Wertvolles: Selbstreflexion und Selbsterkenntnis. Aus ihnen erwächst Bewusstsein – und damit der erste Schritt, innere Blockaden zu lösen.

Doch nicht jeder geht diesen Weg. Viele leben einfach weiter, ohne zu hinterfragen, warum eine Situation so ist, wie sie ist. Aber Hand aufs Herz: Jeder von uns stand schon einmal in einer Sackgasse. Und dann kommen die Fragen: „Wie geht es weiter?“„Warum trifft es mich?“„Weshalb gerade jetzt?“

In solchen Momenten ist das innere Feuer oft nur noch ein schwacher Funke. Den Biss zu finden, diesen Funken wieder zu entfachen, bis er zu einem lodernden Feuer wird, das uns vorantreibt – das ist nicht leicht. Aber es ist möglich. Immer.

Der erste Pfeiler: GEDULD

Im (Wett-)Kampf ist Geduld unsere innere Waffe. Mit ihr warten wir den perfekten Moment ab – ruhig, fokussiert, bereit. Wir beobachten, bis sich eine Lücke öffnet, bis der Gegner einen Fehler macht. Dann schlagen wir zu – kontrolliert, präzise – und ebnen uns den Weg für einen Konterangriff. Geduld heisst auch: den Puls senken, die Atmung regulieren, den Geist klar halten.

So ist es ebenfalls im Leben. Oft gehen wir ahnungslos unseren Weg, geniessen die Höhen, meistern die Tiefen – und plötzlich, von einem Tag auf den anderen, steht alles still. Erste körperliche Warnsignale tauchen auf, gefolgt von spürbaren Einschränkungen. Ich kenne diese Momente. Doch ich bin ein Kämpfer. Aufgeben? Keine Option – niemals!

Sich bewusst der Geduld hinzugeben, bedeutet zu vertrauen und auf die innere Stärke zurückzugreifen: Es gibt immer einen Ausweg. Selbst wenn die Situation unerträglich scheint, bewahrt Geduld uns vor dem Tunnelblick oder vor einer Entscheidung, die wir später bereuen.  Sie hält den Blick weit, lässt uns klarsehen erkennen und lässt und über eine Lösung nachdenken.

Geduld ist der erste Schritt, um in einer akuten Lage zu überlegen, welche Handlung uns weiterbringt – bevor uns, wie man in Spanien sagt, „der Stier einholt“. Nicht Impulsivität ist gefragt, sondern Beobachtungsgabe und Einfühlvermögen in die akute Situation.

Der zweite Pfeiler: TIMING

Im Kampf entscheidet oft nicht die Stärke, sondern der richtige Moment. Einen Konter zu setzen, erfordert nicht nur das Wissen über eine Technik – es verlangt das richtige Timing. Nur wer trainiert ist, erkennt den passenden Zeitpunkt für einen Gegenkonter. Und nur wer Geduld besitzt, kann ihn abwarten. Diese Vorausschau kann auf der Matte – und im Leben – den Unterschied zwischen Niederlage und Sieg bedeuten.

Im übertragenen Sinn gleicht perfektes Timing der positiven Ladung eines Protons: Es zieht die negativen Elektronen an, hält sie nahe am (Atom) Kern und sorgt so für Stabilität. Genauso müssen wir in kritischen Situationen – ob auf der Matte oder im Alltag – Stabilität bewahren.

Wie gelingt das? Indem wir uns innerlich zentrieren – FOCUS. Indem wir dem ersten Impuls widerstehen und uns stattdessen einer inneren – kraftvollen – Überlegenheit anvertrauen. Der richtige Moment fühlt sich an wie ein unsichtbarer Armhebel oder Choke, welcher demnächst ausgeführt wird – alles steht im Einklang, wie in einem stabilen Atomkern.

Treffen wir diesen Moment, öffnet sich der Weg zum dritten Pfeiler: PRÄZISION.

Der dritte Pfeiler: PRÄZISION

Präzision ist die Kunst, jede Bewegung mit höchster Genauigkeit, Kontrolle und Sorgfalt auszuführen. In der Kampfkunst kann sie den Unterschied bedeuten – zwischen einem wirkungslosen Schlag und einem Treffer, der über den Ausgang eines Kampfes entscheidet. Wie ein meisterhaft geschliffenes Katana entsteht Präzision nicht über Nacht, sondern durch unzählige Wiederholungen, stetiges Training und Konditionierung. Ein sicherer Griff, die perfekte Ausrichtung des Körpers, Entschlossenheit – und wir sind bereit, den entscheidenden Ansatz zu setzen.

Im Leben bedeutet Präzision mehr als nur „zur richtigen Zeit am richtigen Ort“ zu sein. Manchmal reicht es nicht, auf günstige Umstände zu warten – wir müssen den Moment selbst erschaffen. Das erfordert innere Stabilität, den Kontakt zu unserer Mitte und die Verbindung zu unserer inneren Quelle von Mut und Vertrauen – Selbstvertrauen.

Ein geübter Kampfkünstler vereint Geduld, Timing und Präzision:

  • Geduld, um den richtigen Augenblick zu erkennen.
  • Timing, um ihn zu ergreifen.
  • Präzision, um ihn zu nutzen.

Diese drei Pfeiler sind nicht nur eine Trainingsphilosophie – sie sind eine Lebensphilosophie – sie sind meine Lebensphilosophie. Ob im Dojo oder im Alltag: Energien, die auf uns zukommen, auf uns prallen, wir leiten die Energie des Gegenübers um und setzen sie gezielt ein. Wir reagieren nicht impulsiv, sondern bewusst und präzise. So isolieren wir nicht nur den Angriff, sondern behalten die Situation unter Kontrolle.

Geduld, Timing und Präzision bedeuten eine innere Haltung wahren. Sie lehren uns, sie anzuwenden, nicht um zu siegen, sondern um unseren inneren «Kampf» zu lösen.

Demetrio Meillaud Vacirca – VACIRCA BROTHERS


Patience, Timing & Precision

A brief philosophical guide based on the cornerstones and teachings of the Vacirca.

These are the three cornerstones of every Brazilian Jiu-Jitsu – or Gracie Jiu-Jitsu – student at our academy, the VACIRCA BROTHERS. With over 25 years of teaching experience, these principles have long been an integral part of every training session.

During my active and intensive time as a trainer in Zurich – side by side with my brother Franco – we lived and passed on these values’ day after day.

But Jiu-Jitsu doesn’t end on the mat. In life, there are phases when we ask ourselves why things aren’t going the way we want them to. Sometimes it seems as if fate has conspired against us.

The crucial question is: What do you make of it?

In training, as in life, the following applies:

  • You can let the pressure break you—or you can grow from it.
  • You can remain stuck in the moment—or take the initiative.
  • You can give up—or fight and stand up for what you believe in.

Jiu-Jitsu teaches us that every setback is just an invitation to come back stronger.

“No matter what I do, I can’t shake the feeling that it’s pointless!” or “I’m committed, but nothing works!” or “No matter what I tackle, it doesn’t seem to work out as I had planned; everything and everyone is against me?”

Our life experiences to date have shaped us. They have left their mark – some like fine lines, others like deep scars. Some we wear with pride, others we prefer to hide. During our lives, we make decisions – consciously or unconsciously – and find ourselves in situations that can be pleasant or painful.

Those who have the courage to take a step back and look at their own lives from a meta-level recognize something valuable: self-reflection and self-awareness. From these grows consciousness—and with it, the first step toward releasing inner blockages.

But not everyone takes this path. Many simply carry on living without questioning why a situation is the way it is. But let’s be honest: each of us has found ourselves at a dead end at some point. And then the questions arise: “What next?” “Why is this happening to me?” “Why now?”

In such moments, the inner fire is often just a faint spark. Finding the drive to rekindle this spark until it becomes a blazing fire that propels us forward is not easy. But it is possible. Always.

The first pillar: PATIENCE

In competition, patience is our inner weapon. With it, we wait for the perfect moment – calm, focused, ready. We observe until an opening appears, until our opponent makes a mistake. Then we strike – controlled, precise – and pave the way for a counterattack. Patience also means lowering your pulse, regulating your breathing, and keeping your mind clear.

It’s the same in life. We often go about our business unsuspectingly, enjoying the highs, mastering the lows – and suddenly, from one day to the next, everything comes to a standstill. The first physical warning signs appear, followed by noticeable limitations. I know these moments. But I am a fighter. Give up? Not an option – never!

Consciously embracing patience means trusting and drawing on inner strength: there is always a way out. Even when the situation seems unbearable, patience prevents us from tunnel vision or deciding we will later regret. It keeps our perspective broad, allows us to see clearly, and lets us think about a solution.

Patience is the first step in an acute situation to consider what action will help us move forward – before, as they say in Spain, “the bull catches up with us.” What is needed is not impulsiveness, but observation and empathy in the acute situation.

The second pillar: TIMING

In combat, it is often not strength that decides the outcome, but the right moment. Launching a counterattack requires not only knowledge of a technique, but also the right timing. Only those who are trained can recognize the right moment for a counterattack. And only those who are patient can wait for it. This foresight can mean the difference between defeat and victory on the mat—and in life.

In a figurative sense, perfect timing is like the positive charge of a proton: it attracts the negative electrons, keeps them close to the (atomic) nucleus, and thus ensures stability. In the same way, we must maintain stability in critical situations—whether on the mat or in everyday life.

How can we do this? By centering ourselves internally—FOCUS. By resisting our first impulse and instead trusting in our inner—powerful—superiority. The right moment feels like an invisible lever or choke that is about to be executed—everything is in harmony, like in a stable atomic nucleus.

When we meet this moment, the path to the third pillar opens: PRECISION.

The third pillar: PRECISION

Precision is the art of executing every movement with the utmost accuracy, control, and care. In martial arts, it can mean the difference between an ineffective strike and a hit that decides the outcome of a fight. Like a masterfully sharpened katana, precision does not come overnight, but through countless repetitions, constant training, and conditioning. A secure grip, perfect body alignment, determination—and we are ready to make the decisive move.

In life, precision means more than just being “in the right place at the right time.” Sometimes it is not enough to wait for favorable circumstances, we must create the moment ourselves. This requires inner stability, contact with our center, and connection to our inner source of courage and confidence—self-confidence.

A skilled martial artist combines patience, timing, and precision:

  • Patience to recognize the right moment.
  • Timing to seize it.
  • Precision to use it.

These three pillars are not just a training philosophy – they are a philosophy of life – they are my philosophy of life. Whether in the dojo or in everyday life: when energy comes at us, collide with us, we redirect the energy of our opponent and use it in a targeted manner. We do not react impulsively, but consciously and precisely. In this way, we not only isolate the attack, but also keep the situation under control.

Patience, timing, and precision mean maintaining an inner attitude. They teach us to use them, not to win, but to resolve our inner “struggle.”

Demetrio Meillaud Vacirca – VACIRCA BROTHERS

“INVICTUS” is a short poem by English poet William Ernest Henley. Henley wrote it in 1875, and in 1888 he published it in his first volume of poems, Book of Verses, in the section titled “Life and Death (Echoes)”.

INVICTUS (Poem)

Out of the night that covers me
Black as the pit from pole to pole,
I thank whatever gods may be
For my unconquerable soul.

In the fell clutch of circumstance,
I have not winced nor cried aloud.
Under the bludgeonings of chance
My head is bloody, but unbowed.

Beyond this place of wrath and tears
Looms but the Horror of the shade,
And yet the menace of the years
Finds, and shall find, me unafraid.

It matters not how strait the gate,
How charged with punishments the scroll,
I am the master of my fate
I am the captain of my soul.

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