[English version below]
Im Privatunterricht komme ich den Schülern näher als im Gruppenunterricht. Das ist meiner Meinung nach normal, da ein persönlicher Austausch einfacher ist. So fragen die Privatschüler beispielsweise eher nach meinen persönlichen Kampfkunstvorlieben. Das liegt auch daran, dass der Grossteil dieser Privatschüler nicht unbedingt wegen des BJJ zu mir kommt, sondern weil sie von meinem gesamten Kampfkunstrepertoire profitieren wollen.
Meistens sind sie auch nicht mehr die Jüngsten und haben keine Lust, sich mit Bodenkampftechniken herumzuschlagen. Oft haben sie auch alte Verletzungen, die es ihnen unmöglich machen, sich voll einzusetzen.
Im Privatunterricht benutze ich daher zum Einstieg oft eine einfache Kombination aus Muay Thai, Filipino Kali und BJJ (Standtechniken).

Das Filipino Kali mit Messer- und Stockanwendung vermittelt ein wichtiges Gefühl für Distanz, Koordination und Kampffluss. Ausserdem benutze ich Drills und Techniken, die im Nahkampf mit und ohne Waffen (Pangamut) eingesetzt werden können.
Um die Kampfbereitschaft zu trainieren, verwende ich das Sirisute Muay Thai, wodurch die Schüler mehr Intensität, Kraft und Ausdauer entwickeln. Im Kampf muss man fit sein! Wer das nicht versteht, kann sich im Notfall in einer lebensgefährlichen Lage wiederfinden.
Beginn der Entwicklung
Meine ersten Schritte in den Kampfkünsten machte ich als Kleinkind im Judo, wie die meisten von uns damals. Als meinen eigentlichen Beginn betrachte ich das Frühjahr 1981, als ich mit Wing Chun Kung-Fu begann. Die ersten Bruce-Lee-Filme lösten auch bei uns in der Schweiz eine regelrechte Kung-Fu-Welle aus.
Auf meinen ersten Wing-Chun-Lehrer Sifu Mischa Geiger machte mich mein Freund Antonio aufmerksam. Sifu Geiger war ein Meisterschüler von Sifu Rolli Krauer, dem Gründer der KARK, und wiederum ein Ableger von Sifu Simon Lau aus London.
Ich wechselte ich den Kung-Fu-Lehrer mehrmals! Unter anderem gelangte ich zu Ablegern von Sifu Austin Goh (London, Grossbritannien) und Sifu Duncan Leung (USA). Meine Suche nach dem geeigneten Lehrer endete, als ich zu Sifu Carlos Perez wechselte. Er war damals einer der angesehensten Meisterschüler von Krauer, betrieb aber seine eigene Schule in Zürich und Solothurn.
Bei ihm absolvierte ich die Trainerausbildung und unterrichtete später Muay-Thai-Boxen und Filipino Kali, nachdem ich aus Kalifornien zurückgekehrt war. Auch als er sich in Solothurn niederliess und die Hauptschule (PAMA) gründete, begleitete ich ihn und unterstützte ihn dabei.
Besonders mochte ich an Sifu Carlos’ Unterricht, dass er uns die traditionellen Kung-Fu-Formen vermittelte, aber grossen Wert auf die Umsetzung im Kampf legte. Das erleichterte es mir, meine Abneigung gegenüber den Formen zu überwinden. An der PAMA benutzte er auch sehr gerne Boxhandschuhe und verschiedene Schlagkissen (Pratzen) als Teil des praktischen Trainings.

Im Herbst 1986 las ich eine Seminaranzeige in der spanischen Fachzeitschrift Cinturón Negro (span. für “Schwarzgurt”). Dan Inosanto, die rechte Hand von Bruce Lee und in Los Angeles lebend, war auf dem Weg nach Madrid, um einen exklusiven JKD-Concepts-Kurs anzubieten. Durch die Teilnahme an diesem Seminar kam ich auch mit José María Fraguas in Kontakt, der in Madrid das “Instituto Kali/Jun Fan” gegründet hatte und Inosanto vertrat. So begann meine JKD-Reise! Im gleichen Jahr lernte ich durch Sifu Chema auch den Muay-Thai-Grossmeister (Ajarn) Surachai Sirisute kennen. Seit diesem wichtigen Tag ist er mein Mentor in den Kampfkünsten.
BJJ ja – BJJ nein!
Wie ich schon öfter geschrieben habe, kam ich eher zufällig zum Brazilian (Gracie) Jiu-Jitsu. Die zwei wichtigsten Lehrer für JKD Concepts waren für mich Sifu Paul Vunak und Sifu Frank Cucci (ein ehemaliger Navy Seal), die beide ebenfalls Meisterschüler von Sifu Dan Inosanto sind. Paul war es, der mich definitiv für das BJJ begeisterte.
Damals trainierte er bei Rickson Gracie und integrierte Bodenkampftechniken aus dem BJJ in sein eigenes Unterrichtsprogramm, das “Progressive Fighting Systems” (PFS). Wir hatten alle – sei es an der Inosanto Academy oder an der IMB Academy von Sifu Richard Bustillo – mit verschiedenen Grappling-Formen experimentiert. Dabei diente uns der hervorragende JKD-Grappling-Experte, Polizeichef und direkte Schüler von Bruce Lee, Sifu Larry Hartsell, als Wegweiser. Später kam in diesem Bereich auch Sensei Yori Nakamura hinzu. Er kam aus Japan nach Santa Monica, um im Auftrag des Gründers Satoru Sayama das Shoot-Wrestling in den USA zu etablieren.
Der Unterschied im Detail!
Was die Gracies anders machten, waren nicht unbedingt die Techniken: Oft gab es zwischen Shoot-Wrestling und BJJ fast keinen Unterschied, sondern “der Weg dahin”, wie sie den gesamten “Kampffluss und -prozess” erklärten und vermittelten. Da lag der Unterschied im Detail. Der Bodenkampf ist ein Teil des Gracie Jiu-Jitsu, aber eben nicht nur das! Man kann sich aber auch auf diesen einzelnen Bereich beschränken, um sich für alle lebensgefährlichen Situationen am Boden zu wappnen. Deshalb lasse ich es im Privatunterricht immer frei, sodass der Schüler sein Trainingsvorgehen und -ziel mit mir absprechen kann.

In letzter Zeit bilden sich auch häufiger Kleingruppen in unserer Academy, obwohl unsere offenen Trainingsgruppen am Abend in Zürich ohnehin schon klein sind. Für viele ist BJJ in der offenen Gruppe einfach zu anstrengend, weshalb sie es bevorzugen, es in einer kleinen Gruppe auszuprobieren.
Wenn man zu zweit oder dritt übt, sind die Ergebnisse oft schneller zu spüren und zu sehen, was sich wiederum positiv auf die Motivation fürs Weitermachen auswirken kann. Verschiedene Wege führen nach Rom – wichtig ist, dass man selbst damit zufrieden ist.
Keep it real!
–Franco Vacirca
Private lessons on the Tatame with Franco
In private lessons, I get closer to my students than in group lessons. In my opinion, this is normal, as personal interaction is easier. For example, private students are more likely to ask me about my personal martial arts preferences. This is also because the majority of these private students do not necessarily come to me for BJJ, but because they want to benefit from my entire martial arts repertoire.
Most of them are no longer the youngest and have no desire to grapple with ground fighting techniques. They often have old injuries that make it impossible for them to give their all.
In private lessons, I therefore often use a simple combination of Muay Thai, Filipino Kali and BJJ Standing techniques to get started.

Filipino Kali, which involves the use of knives and sticks, teaches an important sense of distance, coordination, and combat flow. I also use drills and techniques that can be employed in close combat with and without weapons (Pangamut).
To train combat readiness, I use Sirisute Muay Thai, which helps students develop more intensity, strength, and endurance. You have to be fit to fight! If you don’t understand that, you could find yourself in a life-threatening situation in an emergency.
The Beginning of my Development
Like most of us back then, I took my first steps in martial arts as a toddler in judo. I consider spring 1981 to be my real start, when I began practicing Wing Chun Kung Fu. The first Bruce Lee films also triggered a real Kung Fu wave here in Switzerland.
My friend Antonio introduced me to my first Wing Chun teacher, Sifu Mischa Geiger. Sifu Geiger was a master student of Sifu Rolli Krauer, the founder of KARK, and in turn a branch of Sifu Simon Lau from London.
I changed kung fu teachers several times! Among others, I ended up with offshoots of Sifu Austin Goh (London, Great Britain) and Sifu Duncan Leung (USA). My search for the right teacher ended when I switched to Sifu Carlos Perez. At the time, he was one of Krauer’s most respected master students, but he ran his own school in Zurich and Solothurn.
I completed my trainer training with him and later taught Muay Thai boxing and Filipino Kali after returning from California. When he settled in Solothurn and founded the main school (PAMA), I accompanied him and supported him in this endeavor.
What I particularly liked about Sifu Carlos’ teaching was that he taught us the traditional Kung Fu forms, but placed great emphasis on their application in combat. This made it easier for me to overcome my aversion to the forms. At PAMA, he also liked to use boxing gloves and various striking pads (pads) as part of the practical training.

In the fall of 1986, I read an advertisement for a seminar in the Spanish magazine Cinturón Negro (Spanish for “black belt”). Dan Inosanto, Bruce Lee’s right-hand man, who lived in Los Angeles, was on his way to Madrid to offer an exclusive JKD Concepts course. By participating in this seminar, I also came into contact with José María Fraguas, who had founded the “Instituto Kali/Jun Fan” in Madrid and represented Inosanto. That’s how my JKD journey began! In the same year, through Sifu Chema, I also met Muay Thai grandmaster (Ajarn) Surachai Sirisute. Since that important day, he has been my mentor in the martial arts.
BJJ yes – BJJ no!
As I have often written, I came to Brazilian (Gracie) Jiu-Jitsu rather by chance. The two most important teachers for JKD Concepts were Sifu Paul Vunak and Sifu Frank Cucci (a former Navy SEAL), both of whom are also master students of Sifu Dan Inosanto. It was Paul who definitely got me excited about BJJ.
At the time, he was training with Rickson Gracie and integrating ground fighting techniques from BJJ into his own teaching program, Progressive Fighting Systems (PFS). We had all experimented with different forms of grappling, whether at the Inosanto Academy or at Sifu Richard Bustillo’s IMB Academy. The outstanding JKD grappling expert, police chief, and direct student of Bruce Lee, Sifu Larry Hartsell, served as our guide. Later, Sensei Yori Nakamura also joined us in this area. He came to Santa Monica from Japan to establish shoot wrestling in the USA on behalf of its founder, Satoru Sayama.
The Difference is in the Details!
What made the Gracies different was not necessarily their techniques: often there was almost no difference between Shoot-wrestling and BJJ, but rather “the way to get there,” as they explained and taught the entire “flow and process of fighting.” The difference lay in the details. Ground fighting is part of Gracie Jiu-Jitsu, but it’s not the only part! However, you can also limit yourself to this individual area in order to prepare yourself for all life-threatening situations on the ground. That’s why I always leave it up to the student in private lessons, so that they can discuss their training approach and goals with me.

Recently, small groups have been forming more frequently at our academy, even though our open training groups in Zurich in the evenings are already small. For many, BJJ in an open group is simply too strenuous, which is why they prefer to try it out in a small group.
When practicing in pairs or threes, the results are often felt and seen more quickly, which in turn can have a positive effect on motivation to continue. There are many ways to achieve the same goal – the important thing is that you are happy with it.
Keep it real!
–Franco Vacirca

